Schweden | Kungsleden

Auf dem südlichen Teil des „Königsweges“ von Storlien zum Rogen

Das Tarp und der Zeltstoff flattern um die Wette, allerdings immer gedämpfter, da die Schneelast die Nylonplanen zusehends zum Schweigen bringen. Der Atem kondensiert und breitet sich als dünne Eisschicht an den Innenwänden unserer kleinen mobilen Behausung aus. Es ist Ende August und wir sind auf dem südlichen Kungsleden in Schweden unterwegs.

Kungsleden…

Kungsleden – übersetzt: KÖNIGSWEG. Nicht zu Unrecht gilt er als einer der schönsten Weitwanderwege Europas. Wir haben 137 Nächte im Zelt, in Schutzhütten und unter freiem Himmel auf und in der Region um diesen Trek erlebt und erachten die südliche Teiletappe als besonders geeignet für Einsteiger. Man kann sich auf ihr bestens mit den Gegebenheiten und den Anforderungen der skandinavischen Natur vertraut machen.

Ausgangspunkt unserer Tour ist Storlien, ein kleines unscheinbares Städtchen nahe der norwegischen Grenze. Von hier aus wollen wir uns dem Verlauf der Skanden folgend per pedes Richtung Süden fortbewegen. Zu Beginn der Tour treffen wir noch einige Ausflügler, die wir jedoch mit jedem Schritt zusehends aus den Augen verlieren. Ganz allmählich sind wir umhüllt von einer grandiosen weitläufigen Berglandschaft, in der wir manch tollen Lagerplatz ausfindig machen. In den Fjällstationen Syrlana und Helags kann man nicht nur gut speisen, kleine Shops bieten die Möglichkeit, den Nahrungsmittelhaushalt mit dem ein oder anderen frischen Obst und Gemüse aufzustocken. Somit kommt man auf diesen Wegstrecken auch mit einem etwas geringeren Rucksackgewicht zurecht.

Am Helags

Nach vier Tagesetappen richten wir uns ein „Basecamp“ am Fuße des Berges Helags ein. Am südlichsten Gletscher Schwedens vorbei erklimmen wir durch teilweise kniehohen Pulverschnee den Gipfel. Eine atemberaubende Fernsicht macht das Gipfelglück perfekt und lässt uns die von der Kälte gequälten Finger fast vergessen. Tags darauf ziehen wir quer durch die wüstenhafte Weite des nordischen Fjälls Richtung Funäsdalen weiter.

Stille und Naturgenuss

Eine unglaubliche Stille und perfekter Naturgenuss bieten Zeit zum Durchatmen und sind Balsam für Körper und Seele. Teilweise campen wir mehrere Tage an einem Platz und durchstreifen nur mit Tagesgepäck die wilde Landschaft. Nach acht Tagen erreichen wir Funäsdalen, ein kleiner Ort, der vorwiegend Wintersportlern bekannt ist, mit gut sortiertem Supermarkt. Hier erliegen wir dem umfangreichen Nahrungsmittelangebot.

Die Rucksäcke sind bald für weitere acht Tage autarkes Leben gerüstet. Selbst ein Rotweinkanister hat sich dazugesellt, dessen Zusatzgewicht jedoch beim nächsten Anstieg auch schon verflucht wird – was solls! Vom Hauptweg abzweigend schlängelt sich ein schmaler, oft felsiger Weg durch urwüchsige Krüppelbirkenhaine zur Rasthütte Reva im Naturschutzgebiet Rogen. Hier möchten wir einige Tage pausieren und das Leben in einer kleinen Blockhütte genießen.

Wir bauen einen kleinen Brotbackofen aus Lehm, der uns manch duftendes Krustenbrot beschert, gehen tagsüber angeln und durchstreifen die grenzenlose Schönheit dieser nahezu unberührten Natur. Die Abende klingen mit einem vino rosso in entspannter Atmosphäre aus.

Leichter Rucksack

Die Temperaturen sind hier deutlich wärmer als im kahlen Fjäll, wo es immer wieder unverhofft zu Kälteeinbrüchen mit Schneefällen kam. Nach vier Nächten schultern wir den deutlich gewichtsreduzierten Rucksack und wandern am nördlichen Ufer des Sees weiter. Dann hat uns die Zivilisation wieder.

Unser Fazit zur Tour:

Grandiose Fjällregion und ursprüngliche Wälder im Rogen-Gebiet bieten viel Abwechslung und Raum, um in die skandinavische Natur einzutauchen.

Anreise | Reisezeit:

Nach Stockholm und direkt mit dem Nachtzug nach Storlien. Zurück von Funäsdalen mit der Buslinie “Härjedalinger” nach Stockholm.
Beste Reisezeit: Juni- September für Trekkingtouren oder Februar/ März für Wintertouren.

Kungsleden [Königsweg]:

Fast 1000 Kilometer…zieht sich der bekannte Wanderweg Kungsleden entlang der Grenze zu Norwegen durch Schweden.
Der gesamte Weg führt durch das Fjäll, die Heimat der Samen, der „Indianer Nordeuropas“, durch vier Landschaftsteile: das Dalafjäll, geprägt von großflächigen Plateaus und bedeckt von Rentiermoos; das Härjedalsfjäll, die einmalige Rogenmoräne, besetzt vom ältesten Baumbestand des Landes, eine Landschaft gekennzeichnet von Seenlabyrinthe und Felsmassen. Das Jämtlandsfjäll mit hochalpinem Charakter, durchzogen von langgestreckten U-Tälern sowie das Lapplandsfjäll mit dem beeindruckenden Bergmassiv des Sarek.

Wanderer haben sich an die Regeln des Jedermannsrechtes zu halten, die in den Naturreservaten und Nationalparks bindend gelten.

Karten- und Buchtipp:

[Nützlicher kleiner Wegbegleiter mit vielen wichtigen Informationen]

Karten benötigst du für die beschriebene Strecke: Fjällkartan 1 : 100 000 Z6 Storlien – Ljungdalen und
Helags, Funäsdalen, Rogen Z8 1:100K

Infos im Netz:

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