VW T6 California beach 4MOTION im Alltag und als Camper
Oder: „Die Sache mit dem #vanlife“
Aufgrund einiger Bilder auf Instagram von unserem VW T6 [Rufname: Mobs – Abkürzung für MObileBasisStation], gab es zahlreiche Zuschriften um Details und Erfahrungswerte zu erfragen. Deshalb gibt es hier einen genaueren Einblick. Gedacht für alle, die sich mit dem Gedanken tragen einen Bus oder kleinen Camper zu erwerben.
Vorgeschichte
Bis auf zwei „Ausrutscher“ hatten wir schon immer einen VW Bus um zu diversen Outdoorhighlights zu fahren. Schöne T3 California mit Klappdach und ein häßlicher T4 mit Hochdach waren dabei. Die waren aber irgendwann alle auf Grund von Alter und Kilometerleitung nicht mehr alltagstauglich. Ein normales Auto kommt im Prinzip gar nicht in Frage, weil: Das hat ja kein Bett, schon gar nicht für 4 Personen.
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Mobs wo er hin gehört: Über schmale Pfade an einsame Stellen. Hier bei seiner ersten größeren Ausfahrt nach Skandinavien.
Anforderung
Wir sind nicht die klassischen Camper, die eine Woche oder gar noch länger an einem Ort bleiben, sondern häufige Stellplatzwechsel während der Anfahrt zu einem Wander-Rad- oder Kanuziel und Roadtrips sind der Schwerpunkt. Und ganz wichtig: Für 1-2 Nächte im Schwarzwald vor der Haustüre und zwischen dem Alltag. Ein richtiger Camper eignet sich nicht als Alltagsfahrzeug. Extra ein Fahrzeug zu besitzen, dass dann viel herum steht, ist nicht gerade optimal.
Da auch Fahrten über raue Pisten auf unserem Planten geplant sind, war klar, dass es ein Allradfahrzeug wird und uns (2 Erwachsene, 2 Kinder) sicher befördern muß.
Fahrzeugauswahl
Ein Auto in VW-Busgröße ist im Prinzip etwas zu klein um mit 4 Personen entspannt zu campen. Größere Lösungen fallen aber aus, da die preislich attraktiven Klassiker wie Fiat Ducato oder die vergleichbaren Citroen optisch fragwürdig sind. Klar, das ist Geschmacksache, aber für mich auf jeden fall keine Option. Ein T6 spielt qualitativ und vom Fahrgefühl her, in einer höheren Liga. Ein Mercedes Sprinter 4×4 mit kurzem Radstand zum selbst ausbauen war noch in der Auswahl, aber die Alltagstauglichkeit ist uns doch zu gering. Somit war klar: eine Nummer kleiner muß es sein. Aus optischen und qualitativen Gründen sind Ford Nugget und weitere Alternativen wie Campster von Pössel usw. ebenfalls in der Vorentscheidung raus geflogen. Die V-Klasse von Mercedes in 4×4 ist ein Vertreter, der gut Verfügbar ist und von der Ausstattung und Haptik hochwertig daher kommt. Im Vergleich zu ähnlich ausgestatteten VW-Bussen sogar „günstig“. Optisch aber nicht gerade gelungen, von höherem Wertverlust befallen und irgendwie „naja, sagen wir mal spießig“.
Also war klar: wir suchen uns einen VW T6. Komplett mit California Ausstattung wollten wir nicht, da die Einbauten zwar gut und erprobt sind, aber ganz klar auf zwei Nutzer ausgelegt sind. Wir kochen nicht im Auto, sondern brauchen Stauraum und Flexibilität. Ein California beach (ohne fest verbaute Küchen- und Schrankzeile) soll es sein.
Im Pflichtenheft bei der Fahrzeugsuche war:
- T6 (wegen der neueren Motoren und Abgasnorm) in Beach Ausstattung (Klappdach, Drehsitze usw.) mit 2er Bank hinten. Die 3er Bank ist im Handling zum Bettumbau schlecht, besitzt keine große Stauschublade und es entfällt dort die Möglichkeit einen Heckschrank zu verbauen.
- Differenzialsperre 100% mechanisch hinten (diese lässt sich nämlich nicht nachrüsten, ist aber für eine gute Offroadfähigkeit unumgänglich). Vorne besitzen die 4Motion eine 80% Sperrre elektronisch.
- Die 150 PS Variante. Weniger Leistung ist untermotorisiert, insbesondere in der Allradversion, die darüber sind seit Jahren mit Biturbo ausgestattet und haben wohl zu Recht in Bezug auf Haltbarkeit einen schlechten Ruf.
- Luftstandheizung
Schön wäre noch:
- Markise,
- AHK
- dunkle Farbe
- unter 50 Tsd Kilometer und gepflegt
Kurzum: das wurde nichts. Wir haben lange die Gebrauchtwagenportale durchforstet, aber Modelle mit Differenzialsperre gab es kaum und wenn, haben andere Dinge nicht gepasst.
MOBS
[MObilesBasisStation]
Gemütlich mit selbst gebautem Schrank.
Erhöhtes Offroadfahrwerk.
Heimatrevier: Schwarzwald.
Also haben wir einen neuen Bus nach Wunsch konfiguriert. Mit viel Jammern gab es 15% Rabatt auf den Listenpreis beim VW-Händler. Auch wenn der Wertverlust im Vergleich zu normalen Autos oder anderen Campingbussen geringer ist, eine finanziell harte Entscheidung. Da gibt es auch repräsentative Porsche oder dicke Karren mit Stern dafür. Aber nicht vergessen: die haben kein Bett, kein Stauraum, kein Klappdach, sind unpraktisch und häßlich.
Manchmal rufe ich mir den Vergleich aber doch in den Kopf. Insbesondere, wenn gerade mal wieder ein Sportwagenfahrer (tiefer breiter härter und für teueres Geld) wie von einer Tarantel gestochen die Serpentinen hoch donnert und mich beim Radfahren schier zur Weißglut bringt.
Dann sage ich zu mir: Einen 2,5 Tonnen Allradbus über die isländischen Hochlandpisten zu bewegen, ist moralisch gesehen genauso kacke. Also: jedem das Seine.
Erfahrung nach 90 Tkm und zahlreichen Nächten auf kurzen und langen Touren:
Mega gut, ich freue mich jedes mal aufs Neue. Klar, er ist beim Campen mit 2 Erwachsenen und 2 Kindern sehr beengt, aber wir arbeiten an einer optimierten Ausstattung bzw. nehmen einfach nicht so viel Krempel mit. Oft nutze ich ihn auch alleine. Dafür ist so ein Bus ideal. Auch zu zweit definitiv ausreichend. Und im Alltag als Familienkutsche ist er ohne Zweifel super zu fahren. Einzig wirkliches Manko sind die Frontscheinwerfer. Genauer gesagt: Die sind eine Katastrophe. Da ist jede Stirnlampe heller. Suche dir auf jeden Fall eine Version mit LED Scheinwerfern.
Modifikationen bzw. wichtiges Zubehör*:
- Heckschrank selbst gebaut. Lässt sich mit 4 dicken Verschraubungen bei Bedarf schnell entfernen und bietet mehr Stauraum als Serienprodukte.
- Fenstertasche im Heck recht. WindowBoxx*
- Markise (Original ab Werk)
- Kompressor Kühlbox*
- Radträger (Original VW)
- Offroadfahrwerk für mehr Bodenfreiheit
- Heckauszug* mit Stauboxen* und als Arbeitsfläche
- THEMA OFFROADREIFEN auf VW T6: BF Goodrich AT Bereifung 225/65/17. Dadurch nochmals erhöhte Bodenfreiheit und mehr Traktion auf Pisten. UPDATE nach zwei Jahren und 30 Tsd KM: Erster Satz vorne nach 15 Tsd Km mit starkem Sägezahn ersetzt. Spur neu eingestellt (die Werkstatt, welche das Fahrwerk einbaute hatte da geschlampt). Danach vom Verschleiß her besser. Das erhöhte Eigengewicht in Verbindung mit dem größeren Abrollumfang macht sich aber bei der „Spritzigkeit“ bemerkbar. Der Bus ist zumindest subjektiv träger. Kürzeres Getriebe wäre auch bei dieser Reifengröße schon gut. UPDATE nach 40 Tsd KM mit BF Goodrich AT Ko2. Recht schnelle Sägezahnbildung. Nach 10 Tkm wird der Reifen langsam lauter, nach 15 Tkm nervt es. Für uns auch etwas zu grob. Allerdings finde ich ihn auch im Schnee ok. Zumindest nicht so schlecht, wie häufig beschrieben. Und optisch halt eine 10/10…
AKTUELL (Mai 2024): Umstieg auf Falken Wildpeak AT3, ebenfalls in 225/65 R17 auf original Stahlfelgen. Erster Eindruck: deutlich leiser und besser im Alltag. Genaueres sage ich nach einer Skandinavienreise mit viel Schotter und einem Winter im Schwarzwald. - Mobile Solaranlage*
- Mobiler Reifendruckkompressor*
- Moskitonetz mit Magnetbefestigung für die Schiebetüre
- Unterfahrschutz aus Aluminium*
- Kackbox (Mit Komposttüten) und Strullerglas für Notfälle
- Quertraversen aus Edelstahl* auf C-Schienen des Klappdachs. Mit Staubox für dreckige Ausrüstung wie Grill, Wanderschuhe usw.
- Halterung* zum Transport der Sandbleche bzw. Recovery Boards* seitlich am Fahrzeug.
Heckschrank
Heckschrank Bauphase.
Ab sofort ist Ordnung… (meist).
Jajajaja – voll hipstermäßig – aber schon auch gut…
Accessoires
Kleines Schuhregal in sonst ungenutzter Fläche im Bereich der Schiebetür. Gibt es hier*
Tasche für Kleider im Heckfenster auf der Beifahrerseite. Gibt es hier*
Unterfahrschutz aus Aluminium. Hier erhältlich**
Heckauszug
Nützliches
Ein schönes Add-on im Winter ist der Feater von Grüezi bag. Ein Fußsack mit Heizelement. Powerbank in die Tasche, an den integrierten USB-Anschluss klippen und Dir wird schön warm untenrum…
Fußsack mit integrierter Heizung Hier erhältlich**
Ok. Das mit dem Gesichtsausdruck übe ich dann nochmal. Trotzdem der Feater ist schon gut :-)
Was noch kommt
- Dachschrank oder Ablage hinten über dem Heckbett
- Luftansaugung und Getriebeentlüftung in den oberen Motorraum verlegen oder „Schnorchel“ (Wasserdurchfahrten)
- Bergeösen vorne
- Für anspruchsvolles Gelände müsste der recht lang übersetzte 1. Gang verkürzt werden. Wir fahren kein schweres Gelände, somit egal – ich wollte es aber nicht unerwähnt lassen. Siehe auch Anmerkung bei der Bereifung.
Allgemeine Zufriedenheit:
Auch nach 7 Jahren noch mein Traumauto.
Aber was einfach nicht geht (in der Preisklasse schon gar nicht):
Es gibt eine Feldmaßnahme wegen Scheuerstellen und/oder Schäden am Klappdach unter der Dichtung seitens von VW. Unser VW-Händler darf das aus VW-internen Gründen nicht machen. Da gibt es einige wenige Kompetenzzentren in Deutschland verteilt. Das nächste ist von uns 3h entfernt. Weder Hol- und Bringdienst, Nullkommanull Kommunikation von Seiten VW, Kundenservice antwortet nicht, Fahrzeug müsste mehrere Tage dort sein, Händler sagt: „ist so – kann es nicht ändern“ muß mich selbst kümmern. Update: Nach viel gejammer kann es nun doch ein Händler in der Nähe übernehmen. Weiß aber noch nicht, ob ich es überhaupt machen lasse, da ich am Klappdach keine Beeinträchtigungen finden kann und das Motto „never touch a running system“ bei gestressten und eng getakteten Werkstätten vielleicht der Bessere Weg ist.
Hinweis
Der Bericht wird von Zeit zu Zeit ergänzt und dann die einzelnen Punkte zu Bezugsquellen verlinkt und ggf. näher beschrieben.
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