• UpNorth 005

    Trekking im nördlichen Skandinavien

UpNorth 005 Trekking

( Norwegen nach Schweden – Region Rago, Padjelanta & Sarek )

Dieser Bericht ist Teil des Projekts: UpNorth | Per Rad, Ski und Wanderschuhen von der Haustüre in Staufen (Süddeutschland) bis ans Nordkap

Ein Abenteuer zwischen dem Alltag

Enge Taktung

Wenn die Umsteigezeit auf der BahnApp von ohnehin knapp kalkulierten 8 Minuten auf 2 geschmolzen ist, du aber 10 Bahnsteige vor dir hast, dann ist das zeitlich brutalst eng getaktet. Passiert mir bei jeder Etappe von UpNorth auf der Anreise. Warum? Maximale Zeit in der Natur zwischen dem eng strukturierten Alltag. Nervt. Aber ist unumgänglich. Ich müsste sonst bis zur Rente mit solchen Projekten warten. Und wer weiß schon was bis dahin ist.
Somit ist auch der Start von Etappe 5 recht aufreibend.
Menschentrauben vor Gepäckabfertigungen und eine Durchsage, dass für Passagiere nach Bodø jetzt Deadline ist.
Im Vergleich zur Zeit, welche ich bis nördlich des Polarkreis auf dem Rad verbracht habe ist das mit dem Flieger ja nur ein Wimpernschlag und erst als mein himmelblauen Transportsack auf dem Gepäckband heran rollt, ist es sicher: weiter geht es mit der nächsten Etappe in Richtung Nordkap.

An der Tankstelle noch eine Gaskartusche besorgt, ab in den Bus, 2h Fahrt und los geht es. Über die Skanden von Norwegen nach Schweden, nach einigen Tagen stoße ich dort auf den Padjelantaleden und dann immer weiter in Richtung nach Norden. Schritt für Schritt.
Die ersten Tage richtige Wildnis, dann auf den eher häufiger begangenen Weitwanderwegen in Skandinavien.

Raues Gelände

WAS ein Camp. 

Gefühlsausbrüche

Lichtspiele

Traumlandschaften

Dinner

Rentiere

Kurze Startphase und dann direkt Eintauchen

Der Start bietet 1000 hm Aufstieg. Erst unspektakulär über Schotterwege und dann nach 5 km geht es ganz nach meinem Geschmack weiter. Flußdurchquerungen, nahezu wegloses Gelände, Schneefelder, keine Menschen. Der Blick schweift über Gletscher, schroffe Felsen und eisblaue Seen. Direkt an einem solchen Eissee schlage ich mein Camp auf. Es ist zum heulen schön. Tatsächlich drückt es mir Tränen aus den Augen. Nicht vor Schmerz oder Traurigkeit. Es ist eine Mischung aus Dankbarkeit und Glück. Ein Privileg solch eine Unternehmung umsetzen zu können. Das war nicht immer so und für viele Personen auf der Erde ist es auch nicht möglich. Aber für den Fall, dass du bock auf so etwas hast. Als Leser:in diesen Artikels ist die Wahrscheinlichkeit recht hoch, dass du so etwas auch umsetzen kannst. Somit direkt vorweg: der Weg lohnt sich.

Frühling bricht durch

Teils auf Pfaden der Rentiere

Gedanken  von Unterwegs: Wildnis- und Solotouren.

Wildnis ist wo sich auch nach Tagen auf deinem Handy bei den Nachrichten nichts ändert. Keine Guten und keine Schlechten.
Hat Vor- und Nachteile.
Aber wer alleine auf eine solche Unternehmung aufbricht, sollte sich diese Tatsache in das Bewusstsein rufen. Bei #7vswild ist die Isolation der höchste Faktor des Scheiterns.
Mir tut das für einige Tage durchaus gut. Das Hirn hat Zeit sich zu strukturieren. Auf Solotouren ist die Gefühlswelt intensiver. Ist zumindest bei mir so. Die Amplitude und auch der Winkel der Gefühlskurve ist sportlicher. Da fühlst du dich wie auf der besten Party welche je gefeiert wurde und weißt das freie unterwegs sein voll und ganz zu schätzen. Aber sowas von. Wenn es aber hart, erschöpfend oder finster und erdrückend ist ist. Dann ist es hart. Richtig hart.

DAS Licht

Manchmal gibt es Brücken

Natur

Die Türe ist weit offen. Ganz weit.

Die Reduktion auf Schritte, spüren ob mit dem Körper alles ok ist, weil zum Beispiel ein überlastetes Gelenk oder eine offene Blase durchaus ein ernsthaftes Problem hier draußen werden kann, der unmittelbare Kontakt zu den Element. Das ist phänomenal. Und es ist hier anders. Ich gehöre auch zu den Leuten, welche häufig sagen: „Haustüre auf und los“. Das ist auch wichtig und gut. Aber in unbekanntem und gänzlich anderem Terrain als zu Hause – das sitzt noch tiefer. Die Türe ist einfach etwas weiter aufgestoßen.

Logenplatz

Zeit für Mittagessen

Essentials: Wasser & Schokolade

Ordentlich Gewicht auf den Schultern

Garderobe

Wetter? Egal – passt.

Erhöhter Verbrauch

So ziehe ich weiter. Lange, intensiv und weit. Täglich über 30 km. Das ist einerseits einem straffen Zeitplan geschuldet, andererseits ohne weiteres möglich. Ich bin zur Zeit der Mitternachtssonne unterwegs. 24h Helligkeit. Und alleine. Das schafft enorme Zeitfenster pro Tag um unterwegs zu sein. Ich koche auch zwischendurch oder liege mal eine Stunde rum. Dafür stehe ich um 5 Uhr auf und das Camp steht selten vor 20 Uhr. Einschlafen ist gegen 0 Uhr. Auf Dauer wäre das zu wenig Schlaf. Aber hohe Pegel an Adrenalin, Endorphin und 24h Licht. Das macht agil und fit.
Etwas Fehlplanung gibt es beim Essen. Ich habe nur ca. 2000 kcal pro Tag mit. Natürlich weiß ich von früheren Touren, dass ich bei der intensiven Belastung deutlich mehr brauche aber zu Hause bei der Planung ist das dann schnell beschlossen: Etwas Gewichtsverlust wäre durchaus willkommen und das wird schon reichen. Das Rucksackgewicht bleibt somit mit 20 kg im Rahmen des erträglichen. Das Essen reicht gerade so, aber ab dem 4. Tag wird das für mich tatsächlich recht hart.
Mein im Telefon integrierte Schrittzählung und Verbrauchsermittlung kommt auch eher so auf knapp 6000 kcal und im Mittel auf 49000 Tsd Schritte pro Tag.
Aber am Padjelantaleden und Kungsleden ist es ja nicht so wirklich Wildnis. Da gibt es teils Hütten. Manche mit Proviantverkauf. Bei der ersten Möglichkeit gönne ich mir 200g Schokolade und 4 Hartwürste direkt „on the fly“ und stocke auch im Rucksack nochmal um 400g Schokolade auf. Ich kann nur sagen bzw. schreiben: was ein schönes Gefühl.

Trekking-Atmosphäre

Kühlfach (Die Schokolade muss knackig sein …)

Laponia

Die Landschaft welche ich auf UpNorth 005 durchschreite ist absolut voll und ganz und überhaupt und sowieso unfassbar gut. Das ist einfach voll meine Umgebung. Bedeutet: wenn dich Zivilisationslärm und Menschenansammlungen nerven und du es gerne rau, natürlich und wild magst. Laponia sag ich da nur.

Selfi-Time

Wetterbericht über Satellit 

Camp im Birkenhain

Auf dem Padjelantaleden

Der Fjällbjörkmätaren, zu Deutsch Fjäll-Birkenspanner (eine Raupenart) hat die Birken geschädigt

So ziehen die Tage langsam unter den Schuhen vorbei. Für das letzte Camp habe ich eine Verabredung. Freunde sind zum Besteigen der hohen Berge hier und haben das Basislager auf einem Vorgipfel. Die Koordinaten kam über das Garmin InReach und es hat tatsächlich funktioniert. Wir haben uns in den Weiten des skandinavischen Fjälls getroffen und sind gemeinsam am Tag darauf in die Zivilisation zurück gekehrt.

Abschluss-Camp

Ein Video gibt es auch von dieser Etappe

( Mit dem Telefon gefilmt )

Infos

Die Gegend um Abisko, Rago, Sarek, Stora Sjöfallet und Padjelanta Nationalpark ist premiumextraklasseoptimal. Durchaus teilweise anspruchsvoll, erfordert Vorbereitung und entsprechende Kenntnisse, aber dann. Ja dann… Machen.

Wie es weiter geht? Nächstes Jahr. Ich weiß noch nicht genau. Einerseits würden mich einige weitere Strecken zu Fuß reizen, anderseits ist es auch verlockend mit dem Rad in einem Rutsch zum Kap durchzuziehen. Mal sehen…

Etappenlänge: ca. 150 km
Zurückgelegte Strecke seit Staufen: ca. 3500 km

Zum Bericht der ersten Etappe: UpNorth001
Zum Bericht der zweiten Etappe: UpNorth002
Zum Bericht der dritten Etappe: UpNorth003
Zum Bericht des ersten Teils der vierten Etappe: UpNorth004.1 Bikepacking
Zum Bericht der 004.2 Trekking Etappe: UpNorth004.2 

Eine detaillierte Ausrüstungsliste findest du hier: