Frankreich | Mit dem Rad entlang der Doubs

Zwei Kleinkinder in Anhängern und geschlafen wird im Zelt – Wahl oder Qual?

Vorbemerkung: Dieser Bericht richtet sich primär an „relativ frisch gebackene Eltern“, oder jene, die es werden möchten:

Es ist Mai, eine Woche frei und es wird Zeit, mal wieder nach draußen zu kommen. Der Nachwuchs gerade mal 1 und 3 Jahre jung – mhh… Eine Radtour wäre doch was. Durch die Anhänger und Packtaschen steht ordentlich Packvolumen zur Verfügung, man ist aus eigener Kraft unterwegs und kann gut in die Natur eintauchen.

Auf nach Frankreich…

Das Auto wird bis unter die Decke voll geladen und wir fahren zum Ausgangspunkt der Tour nach Baumes-les-Dames in Frankreich. Zelt aufbauen, Räder startklar machen, den ersten Kaffee vom Gaskocher genießen, die Kleinen im Zelt in den Schlafsack legen und unterm Sternenhimmel erst mal eine Flasche Rotwein öffnen. Vive la France…

Die ersten Sonnenstrahlen lassen tags darauf die Tauwasser geschwängerte Wiese dampfen und wir packen unsere pedalgetriebenen Gespanne. Los gehts! Entlang des EuroVelo 6 in Richtung Westen. Ziel? Mal sehen was kommt… Der Radweg ist perfekt ausgebaut und schlängelt sich entlang der malerischen Doubs durch die Jurakalklandschaft. Auf Grund vorangegangener Touren wissen wir: 2 Stunden Radeln, dann ist erst mal Pause angesagt. Die jungen Passagiere können auf den zahlreich vorhandenen Spielplätzen oder kleinen Bachläufen, Wiesen und Wäldern ihren Bewegungsdrang stillen. Unsere Energiespeicher werden mit Baguette, Croissants und feinstem französischen Käse gefüllt. Mittags schwingen wir uns täglich nochmals für 1-2 Stunden auf den Sattel.

Aktionsradius…

Der Aktionsradius pendelt sich so bei ca. 40km pro Tag ein. Nicht die Welt, erlaubt aber ein stetiges Vorwärtskommen. Die Campingplätze sind einfach und sehr zu unserer Freude naturbelassen. In Osselle beispielsweise ist der Platz direkt an einem See. Jetzt, während der Vorsaison, sind wir die einzigen Gäste und können auf der Liegewiese des Naturbades campen. Nachts stürmt und regnet es so heftig, wie wir es häufig in den Hochflächen Skandinaviens erlebt hatten. Martin wacht auf  und macht sich über die Sturmfestigkeit des doch recht voluminösen Tunnelzeltes Gedanken. Er wundert sich, dass keines der Kinder oder Steffi aufwacht: Alle drei liegen zufrieden in Daune und Kunstfaser gehüllt auf den Isomatten und lassen sich im Tiefschlaf nicht stören.

Mittags hatten wir ein Schild gesehen. Ein Radwegweiser: Atlantik stand darauf und knapp 800km stand da ebenfalls noch. Und überhaupt, eigentlich startet die Route am Atlantik und geht bis zum Schwarzen Meer. Knapp 4000km. [ Dies nur als Zwischeninfo für dich interessierten Leser und für uns als Motivationshype für einen der nächsten Urlaube… ]

Wasser, Bäume, Wiesen, Tunnel und manchmal auch Beton…

Nachdem wir 5 Tage entlang kleiner verschlafener Dörfer, kapital emporragender Industrieruinen und wunderschöner Landschaft gefahren sind, erreichen wir über eine feudal angelegte Allee seitens der Doubs die Stadt Dole. Ein historisches Städtchen, mit verwunschenen Gassen, verwinkelten Häusern und einem imposanten Gotteshaus, welches über den oft liebevoll restaurierten Gebäuden thront.

Zum letzten mal auf dieser Tour bauen wir unsere mobile Behausung auf. Martin setzt sich in den Zug, um das Auto zu holen. Am Abend sitzen wir wieder gemütlich vor dem Zelt und lassen die Erinnerungen an die vergangen Tage Revue passieren.

Wie ist das denn jetzt so mit den Outdoor-Kindern…?

Um die Eingangsfrage zu beantworten: Zwei Kleinkinder, Zelt und draußen sein, Wahl oder Qual? Ja, es ist absolut empfehlenswert auf diese Weise mit Kindern zu reisen. Es war sogar so gut, dass Martin eine Nacht später zu Hause aus dem Schlaf gerissen wird. Grund: unser Sohn liegt im Bett und heult „Rotz und Wasser“. Er schluchzt und sagt: „Papa, lieber im Zelt neben Dir und Mama schlafen“.

Nörgeln und der Kreisverkehr…

Aber mal so unter „uns“ Eltern, oder werdenden Eltern oder diejenigen, die sich darüber Gedanken machen, ob das Outdoorleben mit der Geburt des Nachwuchses ein Ende hat: Ja, es ist anstrengend und anspruchsvoll. Z.B., wenn du einen Campingplatz suchst, eigentlich gar keine Lust mehr zum Radfahren hast, die Kinder übrigens auch nicht und ungehemmt lautstark im Anhänger nörgeln. Dann kommt da auch noch eine zweispurige Schnellstraße mit Kreisverkehr – die musst du überqueren, da der breite Anhänger nicht durch die schmale Fußgängerpassage passt. Dann, ja, dann… Dann denkst du dir: „Boah, war das früher ein Kinderspaziergang, als du mit Freunden quer durch irgendwelche Nationalparks gelaufen bist – unsupportet, drei Wochen. Oder durch Patagonien geradelt bist und gedacht hast: Das ist eine richtig anspruchsvolle Outdoor-Tour.“ Da konntest du aber einfach dein Zelt aufschlagen und fertig, egal wo, Gefahren brauchtest du nur für dich alleine einzuschätzen, und wenn jemand herumgenörgelt hat, war das eben so und du musstest dich nicht zwingend darum kümmern.

Das ist der Hauptunterschied bei Outdoor-Touren mit Kindern – du hast einfach mehr zu tun und eine größere Verantwortung zu tragen. Deshalb: plane kurze und nicht zu ambitionierte Etappen. Dann ist es super.

Unser Fazit zur Tour:

Tolle Landschaft, gute Radstrecken, nette Leute – worauf wartest du? Los gehts!

Info zur Organisation:

Da wir mit zwei Anhängern und einer menge Gepäck unterwegs waren, sind wir mit dem Auto angereist. Ohne Kinder und Anhänger ist die Region problemlos auch mit einem Rad im Gepäck per Zug zu erreichen.

Karten-Tipp:

[Da hast du dann gleich alle Karten – vom Atlantik bis nach Basel]

Infos im Netz:

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