Es ist noch stockdunkel und gefühlt mitten in der Nacht, wenn bei Sonnenaufgang der Muezzin von einer der naheliegenden Moscheen zum Morgengebet ruft. Ganz allmählich nehmen die Konturen der umliegenden Landschaft Formen und Farbe an und dir wird bewusst: Hier tauchst du ein in eine andere Welt. Bizarre Gesteinsformationen vulkanischen Ursprungs, über die Jahrhunderte entstanden durch Auswaschungen und Erosionen, prägen die einzigartige Landschaft Kappadokiens. Das muss man gesehen haben!
Unsere Reise beginnt mit einem Flug von München nach Istanbul. Per Überlandbus geht es weiter nach Göreme, was allein schon eine Erfahrung wert ist. Vor allem Einheimische nutzen die Busse, die regelmäßig auch über Nacht vom pulsierenden Taksimplatz aus in die Dörfer Kappadokiens starten. Nachdem wir einige Stopps zum Essen und Pipimachen eingelegt haben, verabschieden wir uns von den nicht-müde-gewordenen Reisegenossen. Es ist April und zu dieser Zeit noch recht kühl in den frühen Morgenstunden.
Kappadokiens Dörfer
[ Zeugnisse früher Besiedelung, Wege und verrückte Formen]
Kappadokiens Dörfer sind durch ein Netz unzähliger Wege miteinander verbunden, die durch Weinberge, entlang von Feldern oder direkt durch die Tuffsteinlandschaft führen. Einige der regionstypischen Tuffsteinkegel werden heute noch von der Bevölkerung genutzt. Andere haben sich Pensionen oder Hotels einverleibt, die eine Übernachtung der besonderen Art in einem sogenannten Cave-Zimmer anbieten. Sicher ist aber eins: Hier hälst du dich nicht lange in der Pension auf, du willst raus und die Gegend erkunden.
Wir wandern zur Urlaubseinstimmung einfach mal drauf los und lassen uns direkt ins sogenannte Kleine Love-Valley treiben. Die Ansicht der „Riesenkolosse“, deren Assoziation auf bemerkenswert nachvollziehbare Weise namensgebend war, ist recht beeindruckend aus der Perspektive des kleinen Wanderers. Wer nicht wandern möchte, kann sein Bike rausholen und den zahlreichen Singletrails durch die grandiose Landschaft folgen.
[ Am Wegesrande… gibt es viel zu entdecken! ]
Besonderen Reiz hat Kappadokien bei Nacht, denn mit Anbruch der Dämmerung, wenn die Straßenlaternen die Silhouette der Häuser und der nahen umliegenden Landschaft hervorheben, wirkt die Gegend magisch. Wir genießen die grandiose Aussicht auf Göreme beim zu Ende gehenden ersten Urlaubstag und begeben uns in eines der türkischen Lokale mit seinen äußerst leckeren regionstypischen Gerichten.
Wer eine Outdoortour am liebsten mit Kultur verbindet, kommt hier voll auf seine Kosten. Immer wieder stößt man bei einer Wanderung auf eine Kapelle, die in der frühchristlichen Zeit in eine der Höhlen eingerichtet und zur Andacht genutzt wurde. Aus jener Zeit stammen auch die teilweise zugänglichen unterirdischen Städte: Bis zu 13 Stockwerke ins Erdreich hinein reichen die ausgeklügelten Höhlensysteme, die den Christen als Rückzugsort vor den einfallenden Osmanen dienten und heute von nicht an Klaustrophobie schwächelnden Interessierten besichtigt werden können.
[ Wasser // Taxi per Esel // Gute Nacht ]
Die Infrastruktur hat sich dem vor allem in den Sommermonaten blühenden Tourismus angepasst. Wer hier einige Kilometer entfernte Ortschaften oder weiter abgelegene Reiseziele erreichen möchte, kann dies klassischerweise mit dem Bus, mit einem der zahlreichen privaten Fahrservices oder mit einem Gefährt der besonderen Art tun: Einige Bauern verlangen einen geringen Obulus für die Fahrt mit dem Eselskarren in die nächstliegenden Dörfer.
Auch wenn vor Ort zahlreiche organisierte Touren angeboten werden, die mit Abstand eindrucksvollsten Erlebnisse erfahren wir bei selbst organisierten ausgedehnten Wanderungen durch unwegsame Schluchten und Täler. Genaues Kartenmaterial gibt es nicht und somit ist der Entdeckergeist, ordentliche Tagesverpflegung und viel Trinkwasser gefordert, denn nachmittags heizt die Sonne hier richtig ein. Und bist du abseits der allgemeinen Hotspots unterwegs, umgibt dich ein atemberaubendes, stilles Fleckchen Erde. Dies soll bedeuten: Nicht zu viel vorher planen, einige Extratage einplanen, loslaufen und genießen.
Unser Fazit zur Tour:
Wir kommen wieder… dann aber mit richtig Trekkingausrüstung und wir werden mal einige Tage am Stück in diesem Wirrwarr von Gesteinsformationen verbringen!