UPnorth | Per Rad, Ski und Wanderschuhen von der Haustüre in Staufen (Süddeutschland) bis ans Nordkap
Ein Abenteuer zwischen dem Alltag
UpNorth 003 // Oslo bis Trondheim | Bikepacking
Der Karton. Es läuft.
Soll ich den Karton entsorgen? Das fragt mich ein zufällig vorbeikommender Mitarbeiter des Gebäudemagaments. Das sind die kleinen Dinge und Zufälle, die ich liebe. Schon im Vorfeld der Tour hatte ich mich gefragt, wo ich denn in Oslo am Flughafen einen Fahrradkarton entsorgen kann.
Läuft also.
Die letzen zwei Etappen (UpNorth 001 | UpNorth 002) haben mich per Rad von Staufen in Süddeutschland bis nach Oslo geführt. Jedes Jahr 1 Woche alleine Auszeit von Job, Routine und Familie. Nun stehe ich am Start der 3. Etappe auf dem Weg nach Norden. Es soll von Oslo nach Trondheim gehen. Das Ziel ist dann irgendwann das Nordkap zu erreichen und die ganze Strecke mit Rad, Ski und Wanderschuhen erkundet zu haben.
Manche fahren diese 3. Etappe in einem Tag auf direktem Weg ca. 500 Km mit dem Rennrad. Ich habe 8 Fahrtage über Wanderwege und Schotterstraßen vorgesehen. Möglichst abseits und inmitten der skandinavischen Natur. Dafür gilt es ungefähr 700 Km und ca. 10 Tausend Höhenmeter zu bewältigen.
Gleich der erste Lagerplatz ist ein Glücksgriff
Outdoor-Gedeck
Schöne Kombinationslösung
Der Karton wird ja nun entsorgt und ich sitze mit gepacktem Rad am Endpunkt der 2. Etappe. Im Bauch kribbelt es. 8 Tage Natur liegen vor mir. Nach nur 30 km vom Flughafen Oslo entfernt wird es richtig schön. Ein kleines Seitental, in dem auch der Pilgerweg „St. Olavsweg“ verläuft, führt entlang eines Bachlaufs zu einem See. Eine kleine Landzunge mit Feuerstelle und Bank säumt das Ufer, sofort ist klar: Der erste Schlafplatz ist gefunden. Ich setze mich und lasse die Umgebung wirken. Es ist schon fast abstrus. Morgens in Süddeutschland mit der Familie am Frühstückstisch, abends mit ein wenig Bikepackingausrüstung in Norwegen. Klar. Die Strecke am Stück zu fahren, wäre ökologisch betrachtet viel sinnvoller und das Erlebnis vielleicht noch intensiver, aber ich würde die Familie zu sehr vermissen und so richtig Berufskompatibel wäre das auch nicht. Somit sitze ich da und freue mich ungemein über diese schöne Kombinationslösung.
Lagerleben
Obwohl es auf Grund der nördlichen Lage noch hell ist, lege ich mich gegen 23 Uhr ins Zelt und das Rauschen des Windes und das Plätschern des Wassers am Ufer begleiten mich in einen tiefen Schlaf. In Deutschland herrscht Hitzewelle. Hier ist morgens Mütze auf dem Kopf angesagt. Das Kaffeewasser brodelt auf dem Kocher und gegen 6 Uhr starte ich. Plan ist es, dem Pilgerweg zu folgen. Das ist die manchmal eine gute Wahl, aber mir ist das oft zu viel entlang oder unweit der E6 – eine der Hauptverkehrsadern in Südnorwegen. Auf Höhe Lillehammer beschließe ich die ursprüngliche Routenplanung, nämlich den Pilgerweg mit dem MTB zu befahren, über den Haufen zu werfen und mehr abgelegene Wege zu wählen. Für Wanderer sind eng gesteckte Versorungs und Übernachtungsmöglichkeiten oft die komfortable Lösung. Mir sind abgelegene Trails und Zeltmöglichkeiten in freier Natur wichtiger. Somit fahre ich über einsame Schotterstraßen und kaum begangene Pfade immer weiter Richtung Norden.
Traumhafte Landschaften
Nach 3 Tagen kippt das Wetter. Von idealen Bedingungen hin zu anspruchsvoller Wetterlage. Konkret und platt ausgedrückt: Brutal kaltes Sauwetter. Im Fjell, also dem norwegischen Gebirge, habe ich nachts Temperaturen um den Gefrierpunkt und tagsüber bewegt sich der Niederschlag zwischen Aggregatzustand Flüssig, Graupel und Schnee. Der Wind frontal. Natürlich habe ich Regenbekleidung, leichte Daunenjacke und auch lange Unterwäsche mit dabei. Somit bin ich erst mal noch ganz zufrieden und kurble durch wirklich traumhafte Landschaften. Hin- und wieder lege ich Verbindungsetappen auf der Straße ein um Einkaufsmöglichkeiten anzusteuern. Minimales Gepäck im Bikepacking Stil bedeutet auch wenig Stauraum und eingeschränkten Platz für Lebensmittel. Dafür ist die Geländetauglichkeit des Rades besser, es lässt sich auch mal einen felsigen Pfad hoch tragen und auf schmalen Trails fahren, ohne mit tief hängenden Packtaschen an Steinen oder Gestrüpp hängen zu bleiben.
Sonnenuntergang bei Lillehammer
Fluß, Tisch, Bank, Feuerstelle, die Sonne lässt sich blicken und Einsamkeit. ZIEMLICH gut